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Die Lüge der Ziele: Finde das Tor aus dem Chaos

Stell dir die Stille vor.

Die Stille in einem Stadion mit 80.000 Menschen, kurz bevor der Stabhochspringer anläuft. In diesem Moment existiert für ihn keine To-do-Liste. Kein Meeting um 14 Uhr, keine Erinnerung, die Milch zu kaufen, kein Gedanke an die Optimierung seines Schlafs. 

Sein gesamtes Universum ist auf einen einzigen Punkt komprimiert: eine dünne, filigrane Latte in fünf Metern Höhe. Sein "Leben", sein Training, tausende von Wiederholungen – alles wurde zu einem einzigen Vektor gebündelt. Eine Kraft, eine Richtung, ein Ziel. Nicht "Ziele".

Jetzt blick auf dich. Dein Kalender ist voll. Deine Notiz-App quillt über mit beruflichen Zielen, privaten Projekten, Fitness-Plänen, Beziehungs-Vorsätzen und spirituellen Ambitionen. Man hat dir gesagt, das sei der Weg zum Erfolg: ein diversifiziertes Portfolio an Zielen. Man hat dir eine Lüge erzählt. Man verkauft dir die große Zerstreuung

Denn die Wahrheit ist: Echte, fundamentale Bewegung kennt keinen Plural.

Die Physik des Willens

Sieh dir den Marathonläufer bei Kilometer 35 an. Sein Körper schreit. Die Psyche und der Körper kämpft. Frag ihn nach seinen "Zielen". Er wird dich ansehen, als wärst du verrückt. Es gibt keine "Ziele". Es gibt nur die Ziellinie. Ein Ziel. 

Jede Faser seines Körpers, jede Kalorie, die er zu sich genommen hat, jeder Kilometer, den er im Training gelaufen ist, dient nur diesem einen Punkt. Alles andere ist Geräusch, das ausgeblendet werden muss. Das ist keine Metapher. Das ist die Physik des Willens

Energie, die auf einen Punkt fokussiert wird, kann Materie durchdringen. Energie, die auf hundert Punkte verteilt wird, verpufft als laue Luft.

Die Pyramiden und das ewige Ziel

Und dieses Prinzip ist älter als jeder moderne Coach oder Management-Guru. Es ist in unserer DNA kodiert, eine Erinnerung, die so alt ist wie der Mensch. Reise in deinen Körper zurück. Zu den Erbauern der Pyramiden von Gizeh

Stell dir einen Vorarbeiter vor, der seine Leute antreibt. Was war sein "Quartalsziel"? Was stand in seiner "persönlichen Entwicklungs-Roadmap"? Die Frage ist absurd. 

Eine ganze Zivilisation richtete ihre kollektive Energie, ihr "Wissen", ihre Ressourcen über Generationen hinweg auf ein einziges, monolithisches Projekt aus. Warum? Weil es ein Ausdruck des einzigen Ziels war, das die Menschheit je wirklich hatte: die Überwindung des Todes. Die Erlangung der physischen Unsterblichkeit.

Diese gewaltigen Steinbauten waren keine Gräber im Sinne eines Endes. Sie waren Maschinen. "Startrampen" für die Ewigkeit. Portale, die dem "Bewusstsein" die Flucht vor der biologischen Deadline ermöglichen sollten. 

Dasselbe gilt für die Maya, die den Himmel kartografierten, oder die Alchemisten, die den Stein der Weisen suchten. Es war immer derselbe Traum. Die eine, große Bewegung gegen die Entropie, gegen den Verfall.

Was ist seitdem passiert? Haben wir dieses Ziel aufgegeben? Nein. Es wurde nur lauter übertönt.

Das brillanteste Ablenkungsmanöver

Der moderne Marktplatz der "Ziele" ist das brillanteste Ablenkungsmanöver der Geschichte. Man gibt dir hundert kleine, überschaubare, erreichbare Gipfelchen, damit du den einen, wahren Berg nicht siehst, dessen Anblick dich mit Ehrfurcht und vielleicht auch mit Furcht erfüllen würde.

  • "Finde deine Berufung." 
  • "Erreiche finanzielle Freiheit." 
  • "Optimiere deine Morgenroutine." 

Das sind keine Ziele. Das sind Beruhigungsmittel. Sie beschäftigen dich. Sie fragmentieren deine "Lebens"-Energie in Dutzende kleiner, handhabbarer Bäche, damit sie niemals zu dem einen reißenden Strom wird, der Berge versetzen kann. 

Ein Mensch, der damit beschäftigt ist, fünf kleine Ziele zu jonglieren, wird niemals die mentale Kapazität haben, sich der einen, wirklich großen Frage zu stellen: Wie überwinden wir unsere biologischen Grenzen, den Tod?

Das gemeinsame Ziel der Menschheit

Hör auf, dich selbst zu täuschen. Das einzige Ziel, das du hast, ist das gemeinsame Ziel. Es ist nicht "spirituell", es geht nicht um Spiritualität. Es ist zutiefst physisch und psychisch. Es ist der in uns allen schlummernde Drang, den Code des Lebens nicht nur weiterzugeben, sondern ihn zu meistern. 

Der Traum von der physischen Unsterblichkeit ist keine Hybris oder Science-Fiction. Er ist die logische Konsequenz einer langen Entwicklung, die immer komplexeres, widerstandsfähiges "Leben" hervorgebracht hat. Es ist der Motor hinter jeder medizinischen Forschung, hinter jedem Vorstoß in die Gentechnik oder KI.

Du spürst es bereits. 

  • Dein Wunsch nach einer Beförderung?
    Es ist der Wunsch nach mehr Ressourcen und Sicherheit, eine winzige Facette des Strebens nach absoluter Sicherheit. 
  • Dein Fitnessprogramm?
    Der Versuch, den Verfall aufzuhalten, ein schwaches Echo des Wunsches nach Unverwundbarkeit. 
  • Dein Bedürfnis, etwas zu "erschaffen" – Kunst, ein Unternehmen, eine Familie?
    Der Trieb, eine Information, ein Muster, einen Teil von dir über deine physische Existenz hinaus zu erhalten. 

All deine sogenannten "Ziele" sind nur Schatten, die von diesem einen, riesigen "Feuer" geworfen werden.

Hör auf, die Schatten zu jagen. Wende dich dem "Feuer" zu.

Der Code: VE-K-TOR

Vielleicht ist das Wort, das wir suchen, die ganze Zeit vor unseren Augen gewesen: der Vektor. Aber nicht als Begriff der Physik, sondern als Code, als Wegbeschreibung. Betrachte das Wort selbst: VE-K-TOR.

VE. Das englische „WE". Das WIR. Das gemeinsame Ziel, das in uns allen schwingt.

K. Das Symbol für das Kali Yuga. Das dunkle, chaotische Zeitalter. Die große Zerstreuung, in der wir uns befinden.

TOR. Der Ausgang. Der Durchbruch. Der bevorstehende Sprung aus dem Chaos in die Klarheit. Die bewusste Überwindung der Grenze.

Wir (VE), gefangen im Chaos (K), streben auf das TOR zu. Es ist kein Zufall. Es ist die Formel für unseren Ausbruch.

Deine Aufgabe

Deine Aufgabe ist nicht, eine Liste von Zielen abzuarbeiten. Deine Aufgabe ist es, all diese verstreuten Energien in dir zu erkennen und sie aktiv auf dieses eine Tor auszurichten. 

Frage dich bei allem, was du tust: Dient dies nur der kurzfristigen Befriedigung, der Beschäftigungstherapie? Oder ist es ein Beitrag – und sei er noch so klein – zur großen Bewegung der Menschheit, die Grenzen des Möglichen zu verschieben?

Schmeiß deine Liste mit den hundert Zielen weg. Definiere den einen Punkt am Horizont. Der Punkt, der so groß ist, dass er dein sogenanntes "ganzes" Leben erfordert. Ob du ihn erreichst, ist sekundär. Wichtig ist, dass du deine gesamte "Kraft" in eine einzige, reine Bewegung verwandelst.

Werde wieder der Stabhochspringer im Moment der Stille.

Werde der eine Vektor, der Pfeil, der auf das eine und das gemeinsame Ziel ausgerichtet ist  das Ziel der Menschheit.

Kommentare

  1. DANKELI 💚🦋💚🦋💚

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  2. Wow 🤩💚💚💚🦋

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  3. Danke für diesen Text. Er hat mich innehalten lassen und macht mich ehrlich gesagt etwas demütig. 🙏
    Ich erkenne mein eigenes Muster darin, mich in vielen kleinen Zielen zu verlieren, vielleicht aus Angst vor dem einen, wirklich großen.

    Die Vorstellung, alle Kraft auf ein einziges TOR auszurichten, ist gewaltig und einschüchternd. 🤔

    Es ist ein tiefgreifender Gedanke, der mich zwingt, meine eigene Zerstreuung zu hinterfragen und neu über alles nachzudenken. Das wird noch lange in mir nachwirken.

    Also, danke.

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