Wir leben in einer Welt, die laut zu sein scheint. Überall gibt es Fronten, Meinungen und dringende Aufrufe zum Handeln. Wir werden ermutigt, Position zu beziehen: für den Klimaschutz, gegen soziale Ungerechtigkeit, für eine politische Richtung, gegen eine andere. Dieser Impuls, für das „Gute“ zu kämpfen und sich dem „Schlechten“ entgegenzustellen, fühlt sich nicht nur richtig an – er fühlt sich notwendig an.
Doch was, wenn dieser Kampf, so edel er auch scheinen mag, Teil des "Problems" ist? Was, wenn unser ständiges „Dafür“ und „Dagegen“ genau die Energie ist, die das System am Laufen hält, das wir zu verändern suchen?
Das ist eine radikale Idee, die zunächst auf Widerstand stoßen mag. Aber bleibe einen Moment bei diesem Gedanken.
Die Ego-Identifikation: Wer bist du, wenn du nicht kämpfst?
Die meisten von uns definieren sich über ihre Überzeugungen und die dazugehörigen Handlungen.- „Ich bin jemand, der für Tierrechte kämpft.“
- „Ich bin jemand, der sich gegen Rassismus stellt.“
Diese Identitäten geben uns ein Gefühl von Bedeutung und Zugehörigkeit. Sie sind das Fundament unseres Egos – unserer Vorstellung davon, wer wir sind.
Das Problem dabei ist: Ein Kämpfer braucht einen Gegner. Ein Retter braucht jemanden, der gerettet werden muss. Wer gegen etwas ist, definiert sich durch seine Opposition. Ohne das „Böse“ verliert das „Gute“ in dieser dualistischen Sichtweise seine Daseinsberechtigung.
Indem wir uns also voll und ganz mit einer Seite identifizieren, zementieren wir die Spaltung. Wir gießen Öl ins Feuer eines Konflikts, der auf der Illusion von Trennung beruht. Wir werden zu einer weiteren Figur auf dem Schachbrett, die glaubt, das Spiel zu gewinnen, während sie in Wirklichkeit nur die Regeln des Spiels bestätigt.
Das Problem dabei ist: Ein Kämpfer braucht einen Gegner. Ein Retter braucht jemanden, der gerettet werden muss. Wer gegen etwas ist, definiert sich durch seine Opposition. Ohne das „Böse“ verliert das „Gute“ in dieser dualistischen Sichtweise seine Daseinsberechtigung.
Indem wir uns also voll und ganz mit einer Seite identifizieren, zementieren wir die Spaltung. Wir gießen Öl ins Feuer eines Konflikts, der auf der Illusion von Trennung beruht. Wir werden zu einer weiteren Figur auf dem Schachbrett, die glaubt, das Spiel zu gewinnen, während sie in Wirklichkeit nur die Regeln des Spiels bestätigt
Die Folge: Die Gräben werden tiefer, die Rhetorik lauter und die eigentlichen Probleme verhärten sich. Die Illusion bleibt bestehen, und alles wird nur noch schlimmer.
Der wahre Wandel beginnt im Inneren.
„Wann immer du Prioritäten setzt, fange bei dir selbst an.“ – Pavel Kosorin
Dieses Zitat von Pavel Kosorin ist der Schlüssel. Es weist auf einen Weg hin, der weniger laut, aber unendlich wirkungsvoller ist: der Weg der inneren Transformation, der Ganzwerdung.
Was bedeutet das? Es bedeutet, den Fokus vom äußeren Schlachtfeld nach innen zu verlagern. Anstatt die Welt zu fragen: „Was ist hier falsch und wie kann ich es bekämpfen?“, fragen wir uns selbst:
Dies ist keine Einladung zur Apathie oder zum Wegschauen. Es ist das genaue Gegenteil. Es ist die Bereitschaft, die volle Verantwortung für die eigene Energie und den eigenen Bewusstseinszustand zu übernehmen.
Der wahre Wandel beginnt im Inneren.
„Wann immer du Prioritäten setzt, fange bei dir selbst an.“ – Pavel Kosorin
Dieses Zitat von Pavel Kosorin ist der Schlüssel. Es weist auf einen Weg hin, der weniger laut, aber unendlich wirkungsvoller ist: der Weg der inneren Transformation, der Ganzwerdung.
Was bedeutet das? Es bedeutet, den Fokus vom äußeren Schlachtfeld nach innen zu verlagern. Anstatt die Welt zu fragen: „Was ist hier falsch und wie kann ich es bekämpfen?“, fragen wir uns selbst:
- Welcher Teil in mir reagiert so stark auf diese Ungerechtigkeit?
- Welche Wut, Angst oder Ohnmacht in mir wird durch die Ereignisse im Außen berührt?
- Wo kämpfe ich in meinem eigenen Leben gegen mich selbst? Wo verurteile ich Anteile von mir, die ich im „Gegner“ im Außen wiedererkenne?
Dies ist keine Einladung zur Apathie oder zum Wegschauen. Es ist das genaue Gegenteil. Es ist die Bereitschaft, die volle Verantwortung für die eigene Energie und den eigenen Bewusstseinszustand zu übernehmen.
Ein Mensch, der für seine eigene Heilung und Ganzwerdung losgeht, hört auf, seine inneren Konflikte auf die Welt zu projizieren.
Wenn das Leben dich trägt: Die Leichtigkeit der Ganzwerdung
Das Erstaunliche passiert, wenn wir diesen Weg ernsthaft einschlagen. Wer wirklich bereit ist, für sich selbst in die Veränderung zu gehen, erlebt eine tiefgreifende Verschiebung. Anstatt gegen den Strom zu schwimmen, spürt man plötzlich eine Strömung, die einen trägt.- Unterstützung auf allen Ebenen: Plötzlich tauchen die richtigen Menschen, Bücher oder Gelegenheiten auf. Synchronizitäten werden zur Norm. Es fühlt sich an, als würde das Leben selbst konspirieren, um den einzigartigen Weg zu unterstützen. Warum? Weil man aufhört, Widerstand zu leisten. Man arbeitet nicht mehr gegen das Leben, sondern mit ihm.
- Klarheit statt Lärm: Der Lärm der äußeren Welt verliert seine Macht. An seine Stelle tritt eine innere Klarheit. Handlungen, die aus diesem Zustand der Ganzheit entspringen, sind nicht reaktiv und wütend, sondern ruhig, kraftvoll und unglaublich effektiv. Sie schaffen wahren Wandel, weil sie aus einem geheilten Zustand kommen, nicht aus einem verletzten.
- Alles wird leichter: Der ständige Kampf kostet immense Energie. Diese Energie wird frei, wenn wir das innere wirkliche Wissen finden. Das Chaos verliert seine Schwere. Probleme werden zu Herausforderungen, die mit kreativer Gelassenheit gemeistert werden können. Für einen Menschen auf dem Weg zur Ganzwerdung wird das Chaos,indem wir uns befinden nicht frei von Schwierigkeiten, aber es
wird fundamental leichter .
Fazit: Vom Kämpfer zum Gestalter
Der Wunsch, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, ist tief in uns verankert. Doch vielleicht ist es an der Zeit zu erkennen, dass der Weg dorthin nicht durch lauten Protest und erbitterten Kampf führt, sondern durch die stille, mutige Arbeit an uns selbst.
Wenn du das nächste Mal den Impuls verspürst, für oder gegen etwas einzustehen, halte einen Moment inne. Frage dich: Welche Identität nähre ich damit? Und was würde passieren, wenn ich diese Energie stattdessen nutze, um einen weiteren Schritt in meine eigene Ganzwerdung zu gehen?
Wenn du das nächste Mal den Impuls verspürst, für oder gegen etwas einzustehen, halte einen Moment inne. Frage dich: Welche Identität nähre ich damit? Und was würde passieren, wenn ich diese Energie stattdessen nutze, um einen weiteren Schritt in meine eigene Ganzwerdung zu gehen?
Wow, das hat mich echt zum Nachdenken gebracht. Ich erkenne mich so sehr in diesem Kämpfer-Muster wieder. Seit Jahren kämpfe ich für verschiedene Sachen und fühle mich dabei immer erschöpfter. Vielleicht ist es wirklich Zeit, mal nach innen zu schauen... Danke für diesen Text! 💭
AntwortenLöschenIrgendwie klingt das für mich nach spirituellem Bypassing tbh. Klar soll man auch an sich arbeiten aber wenn überall ungerechtigleit herrscht kann man doch nicht einfach wegschauen? manchmal MUSS man kämpfen oder nicht?
AntwortenLöschenverstehe deinen einwand aber glaub das ist genau der punkt vom artikel. es geht nicht ums wegschauen sondern darum WIE wir handeln. aus der wut heraus oder aus der klarheit. hab das selbst erlebt - als ich aufgehört hab gegen alles zu sein war ich paradoxerweise viel effektiver.
LöschenAls systemische Therapeutin kann ich bestätigen, was hier beschrieben wird. Die Projektion eigener innerer Konflikte auf äußere "Gegner" ist ein weit verbreitetes Phänomen. Ich sehe es täglich in meiner Praxis - Menschen, die sich permanent im Widerstand befinden, haben oft unbewältigte Themen mit sich selbst. Der Ansatz der Selbstverantwortung und Ganzwerdung ist therapeutisch absolut fundiert. Sehr gut auf den Punkt gebracht!
AntwortenLöschenOmg yes!! 🙌✨ Das ist so wahr... ich war jahrelang die typische angry activist und hab mich nur kaputt gemacht dabei. seit ich anfang zu meditieren und wirklich in mich reinzuschauen ist alles anders geworden. die welt verändert sich wenn WIR uns verändern 💜
AntwortenLöschenSehr interessanter Gedankenansatz. Mich erinnert das an Gandhis "Be the change you wish to see in the world". Allerdings frage ich mich: Funktioniert dieser Ansatz auch bei konkreten gesellschaftlichen Problemen wie Korruption oder Machtmissbrauch? Manchmal scheint mir direkter Widerstand unumgänglich. Wie seht ihr das?
AntwortenLöschenDanke für diesen wunderbaren Artikel! Genau zur richtigen Zeit für mich. 🙏🏻 Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, wie ich ständig in diesem Kampfmodus bin - gegen das System, gegen bestimmte Politiker, gegen Ungerechtigkeiten... Und dabei merke ich nicht, wie sehr ich gegen mich selbst kämpfe. Zeit für mehr Selbstmitgefühl und weniger Widerstand.
AntwortenLöschenBrillant formuliert. Das erinnert mich stark an die Erkenntnisse aus der Bewusstseinsforschung und auch an alte Weisheitslehren. Der Satz "Ein Kämpfer braucht einen Gegner" ist der Schlüssel - wir erschaffen oft das, wogegen wir kämpfen, durch unseren eigenen Widerstand. Ein Paradox, das viele nicht verstehen wollen, weil es bedeutet, die eigene Opferrolle aufzugeben.
AntwortenLöschenDanke. Einfach nur danke für diesen Text. Er spricht mir so sehr aus der Seele. Ich habe schon lange das Gefühl, dass dieser ständige Kampfmodus, dieses „Dagegen“-Sein, mich mehr Energie kostet, als dass es irgendetwas bewirkt. Die Idee, bei sich selbst anzufangen und die eigene Energie zu heilen, resoniert so stark mit mir. Das ist der Weg. 🙏❤️
AntwortenLöschenIch verstehe den philosophischen Ansatz, aber mit Verlaub, ich empfinde diese Sichtweise als gefärhlich und als ein Privileg derer, die nicht direkt von den Missständen betroffen sind. Soll ein Mensch, der von Rassismus betroffen ist, erst einmal in sich gehen und seine „inneren Anteile“ heilen, während draußen Hass geschürt wird? Sollen wir aufhören, für Klimaschutz zu kämpfen, weil wir damit das „System“ nähren? Strukturelle Probleme erfordern strukturelle Lösungen und ja, auch einen entschlossenen Kampf. Alles andere ist in meinen Augen eine Form von spirituellem Bypass und politischer Apathie.
AntwortenLöschenIch verstehe Ihren Punkt total, aber ich glaube, der Autor meint es nicht als ein „Entweder-Oder“. Meiner Meinung nach geht es nicht darum, nichts mehr im Außen zu tun, sondern darum, aus welcher Energie heraus wir handeln. Handeln wir aus Wut, Angst und einem Gefühl des Mangels? Oder handeln wir aus einer inneren Fülle und Klarheit heraus? Ein Aktivist, der bei sich ist, agiert ganz anders – viel wirkungsvoller und ohne selbst auszubrennen. Es geht darum, aus einem vollen Glas zu schöpfen, nicht aus einem leeren. Das ist kein Bypass, sondern die Grundlage für nachhaltiges Engagement.
LöschenPuh, das muss ich erstmal sacken lassen. 🤯 Der Gedanke, dass ich mit meinem Kampf gegen Ungerechtigkeit die Spaltung vielleicht sogar verstärke, ist… krass. Ich hab mich total über meine Rolle als Aktivistin definiert. „Wer bist du, wenn du nicht kämpfst?“ – die Frage trifft mich voll. Ich weiß es nicht. Aber es fühlt sich irgendwie auch wahr an, was du schreibst. Bin grad etwas verwirrt, aber auf eine gute Art. Danke für den Denkanstoß!
AntwortenLöschentrue. das ganze gekreische da draussen ist nur noch lärm. jeder gegen jeden. nährt nur das ego. wer in sich ruht, muss nicht mehr brüllen. guter text.
AntwortenLöschenDanke. Mehr gibts nicht zu sagen.
AntwortenLöschenEin sehr treffender Artikel, der das Paradoxon des Widerstands gut auf den Punkt bringt. 🎯
AntwortenLöschenEs erinnert mich an die Lehren von C.G. Jung über die Schattenarbeit – was wir im Außen bekämpfen, ist oft ein nicht integrierter Teil unseres Selbst, den wir projizieren.
Der Aufruf zur inneren Transformation ist daher nicht Apathie, sondern die radikalste Form des Handelns. Denn eine Veränderung der kollektiven Realität kann nur durch die Summe der veränderten individuellen Bewusstseinszustände geschehen.
Erst wenn der Krieg im Inneren beendet ist, kann im Außen Frieden entstehen. 🕊️ Ein fundamentaler Gedanke, der leider oft missverstanden wird.
Cool
AntwortenLöschenToller Beitrag, der mich sehr anspricht. Ich stecke genau in dieser Falle des „Kämpfers“ fest und merke, wie es mich auslaugt. Die Theorie verstehe ich und sie leuchtet mir total ein. Aber jetzt kommt die praktische Frage: Wie genau fängt man an? Der Artikel sagt „den Fokus nach innen verlagern“, aber was bedeutet das konkret im Alltag, wenn die Nachrichten voll sind und der Impuls, zu reagieren, so stark ist? Hat jemand konkrete Tipps für die ersten Schritte? Journaling? Bestimmte Meditationsübungen? Wie schafft man es, aus diesem reaktiven Modus auszusteigen, wenn man es jahrelang nicht anders kannte?
AntwortenLöschenIch habe noch nie jemanden gesehen, der durch Meditation "aus diesem reaktiven Modus" ausgestiegen ist. Wenn man sich mit den spirituellen Leuten unterhält sind sie genau in Konzepten gepresst, in ihrer geschlossen Blase 💭. Wie wir alle auch. Man sollte aufpassen mit Meditation und Spiritualität. Es ist ein Konzept, wie eigentlich alles. In der Realität besteht im Prinzip alles aus Konzepten. Konzepte lenken ab. Aber wovon? Haben wir uns das schonmal gefragt? 🤔
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